Geschichte

Rumflether Mühle "Aurora"


Die heute wieder voll funktionsfähige Rumflether Mühle ist 1872 als Galerie-Holländer gebaut worden. Sie ist noch heute mit zwei Mahlgängen, Haferquetsche, Windrose und Jalousieflügeln voll funktionsfähig. 


Die Mühle wurde 1981 unter Denkmalschutz gestellt und kann gerne nach Voranmeldung besichtigt werden.

Weitere Informationen zur Geschichte und Technik finden sie unter "Wissenswertes". Hier wird auch die Technik und die Geschichte unsere Rumflether Mühle eingegangen.


Wir wünschen ihnen viel Spaß beim Besuch unserer Mühle

Glück zu!" - die Geschichte der Rumflether Windmühle "Aurora"


Bereits in der Steinzeit benutzten die Menschen Reibmühlen, dies waren größere, flache Steine, die als Reibplatte dienten, ein kleinerer flacher Stein war der Reibstein, mit dem die zwischen beiden Steinen liegenden Samenkömer zerrieben wurden. Dies wurde später perfektioniert, indem man den oberen Reibstein um einen in der Mitte des unteren Steins befindlichen Zapfen oder Holzachse drehte. Die gesamte spätere Mühlen-Technik beruht auf diesem Prinzip aus der Vorzeit.

In Schleswig-Holstein gab es um 1870 fast 1.200 Mühlen - dies waren bis auf 3 oder 4 Dampfmühlen vorwiegend Wind-und Wassermühlen. Die Windmühlen sind vermutlich eine mittelalterliche persisch-arabische Erfindung aus dem 8.und 9. Jahrhundert. Im 13.und 14. Jahrhundert kamen die sogenannten"Bockwindmühlen" auf. Auf einem mächtigen Hausbaum war hier die gesamte Mühle gelagert, die mit Hilfe eines Steerts in den Wind gedreht wurde.


Ende des 17. Jahrhunderts verbreitete sich ein neuer Windmühlentyp aus Holland, eine hölzerne Konstruktion, bei der sich nur das Oberteil, die Mühlenkappe dreht. Typisch für die Hollandermühlen ist der achtkantige Rumpf. Die Holländermühlen waren den Bockwindmühlen an Leistung weit überlegen. In einer Holländermühle konnten bis zu 5 Mahlgänge untergebracht werden - Schrotgang, Mehlgang, Schälgang und Grützgang waren oft in einer Mühle zu finden. Der feststehende Unterbau mit dem größeren Platzangebot macht es möglich.


Es gibt 4 verschiedene Typen der Holländermühle

  • Erdholländer - er steht flach zu ebener Erde.
  • Keller-oder Bergholländer - das Untergeschoß liegt in einem meist künstlich aufgeworfenen Hügel, von dessen Oberfläche aus die Flügel bedient und die Kappe in den Wind gedreht wird.
  • Zwickgestell- oder Galerieholländer- hat eine luftige, gezimmerte Bedienungsplattform
  • Dach-oder unterbauter Holländer - hier übernehmen die Dächer der Lagerräume die     Funktion der Galerie.


Leider haben nur rund 100 Wind -und Wassermühlen in Schleswig-Holstein und Hamburg "überlebt, die wenigsten sind noch betriebsfähig. Hier, in unserer Region, gibt es noch 4 Windmühlen mit erhaltener Technik:


die Mühle "Hoffnung" in Beidenfleth, die Kokermühle in Honigfleth, die zur Entwässerung der Marsch diente, die Mühle in Kollmar und die Mühle"Aurora" in Wilster. Letztere ist derzeit die einzige funktionsfähige Windmühle im Kreis Steinburg in der Getreide (in 2 Mahlgängen) gemahlen werden kann.


Die wechselhafte Geschichte dieser Mühle, die seit 1981 unter Denkmalschutz steht und in 2 Phasen - von 1982 bis 1989 sowie von 1992 bis 1996 restauriert wurde - ist von der Familie Martens aus Wilster, die in der 4. Generation die Mühle besitzt und das Müller-Handwerk ausübt, festgehalten worden.


Detlef Heinrich Martens (1909 bis 1963) schrieb die Geschichte im Jahre 1960 für seine Kinder auf, er selbst hatte dies alles vom Mühlenbaumeister Johann Meyer aus Wilster gehört, der 1937 verstorben ist.


Die Rumflether Mühle wurde im Jahre 1872 gebaut, ein Jahr nachdem die alte Königsmühle an gleicher Stelle abgebrannt war. Die Königsmühle war 1842 von dem Mühlenbaumeister Trahn aus Neustadt, Holstein, erbaut worden, der den "Zuschlag" für den Bau aufgrund seiner vorbildlichen Zeugnisse über Mühlenbauten erhielt, obwohl er kein "Hiesiger" war.


Die Königsmühle hatte, dem Stand der damaligen Technik entsprechend, Segel und Steert. Im Jahre 1866 wurde sie von dem Müller Johann Schuldt gepachtet, und in reiner Lohnmüllerei wurde außer Getreide auch Borke für die in Wilster ansässigen Gerber (damals 7-8 an der Zahl oder noch einige mehr) gemahlen. Die Gerbereien brannten in jener Zeit recht oft, aber die Borkenmüllerei war ebenfalls nicht ungefährlich und erforderte gutes Aufpassen.


Die Königsmühle hatte diesen Namen, weil der Auftraggeber bzw. Bauherr der Dänische König war, der die "Mühlengerechtsame" hatte ( das Vorrecht zu mahlen). Die Königsmühle war ein Achtkantständerbau, der bis auf die Erde reichte. Ein massiver Unterbau war nicht vorhanden und die Mühle war mit Reet eingedeckt.


Sie brannte am"Sedanstag" 1871 (2.Sept. 1871) nach einem Blitzschlag ab, Der Mühlenbaumeister Johann Meyer hatte den Brand gesehen und meinte hierzu, es wäre ein schauhig-schönes Bild gewesen, als das Kreuz, nachdem der Paß durchgebrannt war, zum letzten Mal drehte, bewegt durch die Gewichtsvehagerung der brennenden Flügel.


Der Pächter der Königsmühle, Johann Schuldt, erzählte dazu, daß die Holzteile der Stülpschalung, der Galerie und der Flügel noch am Tage vor dem Brand geteert wurden. Außerdem sei kurze Zeit vorher eine neue Welle im Werte von 800,-- Mark eingebaut worden, nun sei alles mit dem Brand zum Teufel.


Johann Schuldt erwarb nach dem Brand den Bauplatz und auch die Gerechtsame zum Bau einer Windmühle. Baumeister der neuen Mühle, der Rumflether Mühle, war der damals 70-jährige Mühlenbauer Peter Sießenbüftel. Der Achtkantunterbau wurde aufdem Platz von Zimmermeisterer Junge in der damaligen Bäckerstraße (heute Rathausstraße) zusammengepaßt. Die Inneneinrichtung besorgte der Mühlenbauer Block, der Lehrmeister des Mühlenbauers Johann Meyer aus Wilster.


Die Mühle bekam einen "Franzosen" ( Mahlstein aus Naturstein), einen "Rhinschen" (Rheinischer Naturstein aus der Gegend von Andemacht zum Mahlen von Roggen), einen "Lohgang" zum Mahlen von Borke, sowie einen Graupengang. Außerdem wurde gen Norden noch ein Schuppen für die Borke gebaut. Übrigens hat Peter Sießenbüttel für seine Kostenanschläge und für die Bauten seiner Mühlen niemals Zeichnungen gebraucht. Er hatte alles, was damit zusammenhing, im Kopf, sowohl die Maße und sämtliches Holz.


Im Gegensatz zur alten Königsmühle sollte die neue Mühle mit einer Windrose versehen werden. Dies war die erste Windrose, die Peter Sießenbüttel einbaute. Angefertigt wurde die Windrose vom Zimmermeister Junge. Johann Meyer sollte die Windrose aufsetzen, aber der weigerte sich, weil ihm schon aufgefallen war, daß etwas nicht stimmte. Die Windrose drehte nämlich die Flügel aus dem Wind und nicht, wie es richtig gewesen wäre, vor den Wind.


Johann Meyer erzählte darüber, als diese "Hexerei" losging, hätte Johann Schuldt erst einen Luftsprung, so hoch wie einen Tisch, gemacht und dann auf schnellstem Wege die schuldigen Zimmerleute "zum Tempel" hinausgejagt.


Als die Mühle dann fertig war, stellte sich beim Probelauf heraus, daß der Hals der Welle unrund war. Peter Sießenbüttel, der Baumeister, mußte dies natürlich überprüfen und geriet mit einem Ärmel an eine der Schrauben, die die hölzerne Welle zusammenhielten und wurde von dieser, da die Mühle lief, mit herumgerissen, zwischen die Arme des Wellenrades geworfen und fiel glücklicherweise dann auf den Kappenboden.


Johann Meyer, der mit in der Kappe war, fragte, als er sah, daß Sießenbüttel nicht verletzt war: " Watt het he denn dacht, as he rumfloch"? Der Meister wurde nämlich mit "He"angeredet, während er zu jedem "Du" sagte und je nach dem Alter das Wort "Jung" davor setzte. Sießenbüttel meinte dann zu Meyer: "Ja, Jung-Meyer, hüt Morn heff ick mi förn Groschen Taback kofft, und dor heff ick dach, dormit goht de annern jetz´övern Diek" !